Arbeitskreis „Lebensräume für Insekten“

Viele Wildinsekten sind in der Artenanzahl und in der Zahl der Individuen innerhalb einer Art drastisch rückläufig, da immer weniger Nahrung und Lebensraum in unserer Kulturlandschaft zur Verfügung steht. Bestäubende Insekten, zu denen unter anderem auch Wildbienen, Schmetterlinge und Schwebfliegen zählen, haben jedoch einen hohen volkswirtschaftlichen Nutzen, da ca. 3000 Nutz- und Wildpflanzen auf Bestäubung angewiesen sind.

Im Jahr 2008 wurde daher auf Initiative des Landkreises Ammerland gemeinsam mit dem Umweltbildungszentrum Ammerland der Arbeitskreis „Lebensräume für Insekten“ gegründet. Inzwischen besteht das Netzwerk aus Landkreis (UNB), Umweltbildungszentrum, Landwirten, Kreisjägerschaft, Kreisimkerverband, Baumschulbetreibern, Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Ortsbürgervereinen, Naturschutzverbänden, Gemeinden, Schulen und dem Landvolkverband Ammerland. In diesem Netzwerk wird fachliches Wissen erweitert und es werden Erfahrungen ausgetauscht. Zusätzlich findet jedes Jahr eine Blühflächenbereisung statt, bei der unterschiedliche Blühflächen besichtigt werden.

Da immer weniger Lebensräume für Insekten vorhanden sind, auch aufgrund des immer noch viel zu hohen Flächenverbrauchs zur Bebauung, legen viele Landwirte im Rahmen des Arbeitskreises Insekten vermehrt Blühstreifen- und flächen an. Der Ammerländer Landvolkverband hat für unsere Region eine eigene einjährige Blühmischung zusammengestellt, die möglichst viele blühende Arten und einen hohen Anteil gebietsheimischer Wildpflanzen enthält. Hierdurch wird nicht nur für häufige Bestäuber wie Honigbienen und Hummeln, sondern auch für spezialisierte, gefährdete Bestäuber, wie Wildbienen und Tagfalter, Nahrung und Lebensraum geschaffen. Die Saatgutmischung wurde von Jahr zu Jahr in der Artenzusammensetzung und dem Anteil der jeweiligen Arten angepasst. Inzwischen ist die Mischung seit vier Jahren unverändert, besteht jedoch nach wie vor nur aus blühenden Arten, von denen bestäubende Insekten profitieren.

Eine Entschädigung für die Fläche wird den Landwirten nicht gezahlt, allerdings stellt der Landvolkverband das Saatgut kostenlos zur Verfügung sowie auch die Einsaat durch einen Lohnunternehmer. Die Finanzierung erfolgt über eine Förderung durch den Landkreis Ammerland und einen eigenen Betrag des Landvolkverbandes. Zusätzlich erhalten die Landwirte kostenfrei ein Schild, dass die Bevölkerung auf das Engagement der Landwirte für Insekten aufmerksam macht.

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Blühfläche

Dass von Seiten der Landwirtschaft bereits vieles getan wird, um dem Verlust der Biodiversität entgegen zu wirken, möchte der Ammerländer Landvolkverband durch weitere Projekte deutlich machen. Seit 2019 wird in Kooperation mit der Leuphana Universität Lüneburg, der Jägerschaft und der Landwirtschaftskammer ein landkreisübergreifendes Forschungsprojekt durchgeführt. Es werden unterschiedliche Blühmischungen auf mehreren Flächen nebeneinander untersucht. Ziel der Studie ist es, herauszufinden, wie Blühflächen auf dem Acker zur Förderung heimischer Wildbestäuber, darunter auch seltenen Wildbienenarten, am besten gestaltet werden können, um ein breites Artenspektrum fördern zu können.

Besonders hervorzuheben ist auch das 2020 begonnene Projekt einiger Biogasanlagenbetreiber im Ammerland, welche eine spezielle mehrjährige Hanf-Mix-Wildpflanzenmischung für die Biogasproduktion testen. Das Projekt wurde ebenfalls durch den Landkreis Ammerland gefördert und soll 2021 um ein Vielfaches an Fläche erweitert werden. Diese „Veitshöchheimer Hanfmix-Mischung“ besteht aus 28 einjährigen und mehrjährigen Wildpflanzen und ist darauf abgestimmt, ein reiches Blütenangebot mit hoher Biomasseproduktion zu verbinden. Durch die lange Stand- und Nutzungsdauer von 5 Jahren und die geringe Anzahl notwendiger Arbeitsgänge eignet sie sich außerdem als Lebensraum und Rückzugsort für Vögel und Niederwild. Erste Ergebnisse zeigen, dass 60 % des Methanertrages pro Hektar im Vergleich zu Mais erreicht werden können.

Insgesamt legen sämtliche Akteure des Arbeitskreises jedes Jahr ca. 250 ha ein- und mehrjährige Blühflächen im Ammerland an. Da Blühstreifen- und flächen über die ganze Vegetationsperiode ein Blühangebot für Insekten zur Verfügung stellen, sind sie ein geeignetes Instrument, um die Biodiversität zu fördern. Sie werten die vom Tourismus geprägte Ammerländer Kulturlandschaft auf und dienen daher auch der Imageverbesserung der Landwirtschaft.