Landvolk warnt in neuer Podcast-Folge: Wiedervernässung gefährdet Existenzen!
L P D – Hochmoor, Anmoor, Niederungsmoor, Moormarschen – all diese Varianten von Moorflächen bewirtschaftet Dr. Karsten Padeken, Vorsitzender der Landvolk-Arbeitsgemeinschaft Moorbauern, auf seinem Milchviehbetrieb an der Nordseeküste. „Ich lebe auf einer Moorkantensiedlung, das heißt, die eine Seite wurde stark vom Meer beeinflusst und auf der anderen Seite sind über die Jahre die Moore gewachsen“, beschreibt er die besondere Lage seines Hofes. Zwei Drittel seiner Flächen bestehen aus Moor. Dort hält er rund 300 Milchkühe und hat sein Grünland in den vergangenen 20 Jahren regelmäßig erneuert und optimiert. Doch die geplante Wiedervernässung bringt ihn und viele Berufskollegen in Bedrängnis. „Wir leben von der Milchwirtschaft“, betont Padeken. Um weiter investieren zu können, fordert er klare politische Entscheidungen.
Im Landvolk-Podcast „Wiedervernässt und weg? Wenn Klimaschutz Existenzen gefährdet“ diskutiert Padeken mit Stephan Warnken, Vorsitzender des Landvolk-Kreisverbandes Osterholz, über die Herausforderungen der Wiedervernässung für die Landwirtschaft. Beide betreiben Milchviehhaltung auf Moorstandorten – jedoch unter sehr unterschiedlichen Bedingungen: Während Padeken an der Küste wirtschaftet, liegt Warnkens Hof im Teufelsmoor östlich von Bremen. „Vor mehr als 250 Jahren wurden die Moore trockengelegt und werden nun intensiv landwirtschaftlich genutzt“, sagt Warnken. Gemeinsam mit seiner Frau bietet er zudem Urlaub auf dem Bauernhof an. Da die Gäste seiner zehn Ferienwohnungen auch wegen der einzigartigen Kulturlandschaft zwischen den Künstlerdörfern Fischerhude und Worpswede auf den Hof kommen, könnten Paludi-Kulturen, die sehr hoch wachsen und fast das ganze Jahr über auf dem Acker stehen, keine praktikable Alternative sein.
Warnken fordert vielmehr tragfähige Konzepte zur ökonomischen Nutzung der Flächen im größten zusammenhängenden Moorgebiet Norddeutschlands. „Wertschöpfung zu generieren ist eine gesellschaftliche Aufgabe“, sagt der 52-jährige Vater von drei Kindern. Landwirte dächten in Generationen und seien offen für angepasste Bewirtschaftungsformen, sofern sie eine Perspektive böten. „Ein Dreiklang aus Wiedervernässung, angepasster Wirtschaftsweise und markt- sowie lebensmittelorientierter Landwirtschaft muss das Ziel sein“, macht Warnken die Bereitschaft zur Suche nach Lösungen deutlich. Eine Rückkehr der Moore in ihren ursprünglichen Zustand hält er jedoch für unrealistisch.
Auch Dr. Nataly Jürges, Referentin für Umweltrecht und -politik beim Landvolk Niedersachsen, unterstreicht die Bedeutung Niedersachsens für den Moorschutz: „Niedersachsen ist das Land der Moore.“ Rund 683.000 Hektar Moorfläche liegen im Bundesland – ein Großteil davon trockengelegt. „Das hat damals sehr viel Sinn gemacht, heute ist das ein Baustein, der beim Klimaschutz ein wichtiges Thema ist“, erläutert sie. Im Bundesdurchschnitt entstehen 4,6 Prozent der CO₂-Emissionen durch entwässerte Moore, in Niedersachsen ist der Wert deutlich größer durch den hohen Anteil der kohlenstoffreichen Böden. Als Alternativen nennt sie Teilvernässungen, Deckkulturen und die Umwandlung von Acker in Grünland. „Der Erhalt von Grünland und die Umwandlung von Acker in Grünland sind gute Möglichkeiten, Emissionen einzusparen und trotzdem eine landwirtschaftliche Nutzung zu ermöglichen“, sagt sie.
Doch für viele Betriebe bleibt die Sorge vor dem Verlust ihrer Existenzgrundlage bestehen. „Wir können die Böden nur bewirtschaften, weil sie trockengelegt sind. Wenn sie komplett wiedervernässt werden, wird uns die Arbeitsgrundlage entzogen“, warnt Padeken. Ihm fehlen verlässliche Daten und sozioökonomische Analysen. „Was hat das für Folgen für die Region, auch aus volkswirtschaftlicher Sicht?“, fragt er – und meint damit nicht nur die Landwirtschaft.
Moderatorin Wibke Langehenke bringt die Kernfrage auf den Punkt: „Wer bezahlt das Ganze?“ Einigkeit herrscht unter den Podcastteilnehmern jedenfalls darüber, dass die Landwirtschaft den Beitrag zum Moorschutz nicht alleine leisten kann. Die nötige Umstrukturierung der Wasserwirtschaft und die Transformation der gesamten Branche seien gesamtgesellschaftliche Aufgaben – vergleichbar mit dem Kohleausstieg, der mit 38 Milliarden Euro unterstützt wurde. Im Mittelpunkt müsse der Mensch stehen – und die Regionen, in denen er lebt. Zu hören ist der Podcast ab sofort bei spotify. (LPD 35/2025)