Portrait Felix Müller – Vorsitzender Ausschuss Rindfleischerzeugung
L P D – Landwirte sind mehr als Wetterexperten, Biologen, Tierpfleger, Mechaniker und Verwalter ihrer Bürokratie, sondern in erster Linie Unternehmer, die ihre Arbeit so gestalten müssen, dass sie und ihre Familien davon leben können. Dass sie dabei eine Schlüsselrolle in der Gestaltung der wichtigsten Fragen der Menschheit wie ausreichender Lebensmittel- und Energieerzeugung einnehmen, sieht Felix Müller, Vorsitzender des Ammerländer Landvolkverbands, positiv. „Landwirt ist ein absoluter Zukunftsberuf“, ist er sich sicher.
Einen dementsprechend großen Stellenwert nimmt die Nachhaltigkeit auf seinem 152 Hektar großen Hof in Rastede ein. „Wir erzeugen auf unserem Betrieb nachhaltige Lebensmittel, da wir mit zwei Dritteln Ackerbau, einem Drittel Grünland, Tierhaltung und Biogasanlage in einer Kreislaufwirtschaft arbeiten. Außerdem erzeugen wir unseren Strom bereits seit 2001 zu 100 Prozent selbst und füttern unsere 300 Bullen mit einem elektrischen Futtermischwagen. Und das auch schon bevor E-Fahrzeuge hoch im Kurs standen“, zählt der Vorsitzende des Ausschusses für Rindfleischerzeugung auf. Seinen landwirtschaftlichen Familienbetrieb gibt es bereits in der 14. Generation. „Das ist nur möglich, weil mit unseren wichtigsten Ressourcen immer sorgfältig umgegangen wurde“, hebt Müller hervor.
Ein Blick auf die Familiengeschichte und die Historie des Hofes zeigt ihm, dass es schon immer gesellschaftliche Veränderungen gegeben hat. „Aus dem Grunde müssen wir mit der Zeit gehen und dürfen nicht stehen bleiben, sondern sollten langfristige Veränderungen im Idealfall aktiv mitgestalten“, sagt der 34-Jährige, der sich neben der ehrenamtlichen Arbeit beim Landvolk in vielen weiteren Gremien engagiert. Dass Landwirte immer hilfsbereit sind, wenn es um die Umsetzung von Projekten in der Gemeinde oder im Ort geht, hört er daher auch besonders gerne.
Beim Austausch mit Landwirten aus dem Ausland fällt ihm auf, dass die Blickwinkel teilweise stark abweichen. „Im Prinzip sitzen wir alle in einem Boot. Wir haben alle ähnliche Probleme: sei es marktbedingt, witterungsbedingt oder politisch“, stellt Müller fest. Jedoch schwanke die Betroffenheit je nach Ausgangslage. „Wir beschweren uns, wenn es mal zwei oder drei Wochen keinen Regen gibt, in anderen Ländern ist es normal, dass es ein ganzes Jahr kaum regnet“, nennt der Landwirtschaftsmeister ein Beispiel. Der Blick über den Tellerrand ist ihm wichtig, um nicht dem Vorurteil eines Hinterwäldlers zu entsprechen, der vom Leben nicht viel mehr weiß als das, was im nächsten Dorf vor sich geht.
„Landwirte sind Unternehmer, die wirtschaftlich komplexe Entscheidungen treffen und ein starkes politisches Interesse haben“, sagt Müller. Verlässlichkeit, die über eine Legislaturperiode hinausgeht, und faire Produktionsbedingungen sind daher auch sein größter Wunsch an die Politik. „Unser Erfolg hängt von so vielen Faktoren ab, die wir selbst nicht beeinflussen können“, macht er deutlich. Dazu zähle nicht nur das Wetter, sondern auch geopolitische Ereignisse wie der russische Angriffskrieg in die Ukraine, nennt er zwei Beispiele. Um Dinge, die die Landwirte nicht selbst in der Hand haben, auszugleichen, sei es entscheidend, betriebliche Stellschrauben wie ein gutes Arbeitszeitmanagement oder einen möglichst hohen Gesundheitsstandart der Tiere umzusetzen. Landwirtschaftlicher Unternehmer zu sein, vereine aber nicht nur den Wetterexperten, den Tierpfleger und den Mechaniker: „Es bedeutet auch, immer etwas optimistischer als andere zu sein“, zeigt Müller seine positive Grundeinstellung. (LPD 20/2025)