Bürokratie und Seuchengeschehen belasten Milchbauern

L P D – Niedersachsen verzeichnet einen deutlichen Rückgang der Milchproduktion. Wie das Landvolk Niedersachsen berichtet, sank die Milchanlieferung 2024 um 0,7 Prozent auf gut 7,264 Millionen Tonnen. Hauptgründe seien neben dem Strukturwandel in der Landwirtschaft die Auswirkungen der Blauzungenkrankheit sowie zunehmende bürokratische Hürden, darunter strenge Umweltauflagen und bauliche Anforderungen. Frank Kohlenberg, Vizepräsident des Landvolks und Vorsitzender des Milch-Ausschusses im Landesbauernverband, kritisiert die Entwicklung scharf: „Die höheren Milchpreise für unsere Bauern sind nur eine kurzfristige Folge. Langfristig verlieren wir Marktmacht, während andere Länder ihre Produktion ausbauen.“

Tatsächlich stieg die Milchanlieferung in der gesamten EU-27 um 0,4 Prozent. Während Deutschland und die Niederlande jedoch erhebliche Rückgänge von 225.000 bzw. 234.000 Tonnen verzeichneten, steigerten Länder wie Polen (plus 495.000 Tonnen) und Frankreich (plus 311.000 Tonnen) ihre Milchmenge teils mit staatlicher Unterstützung. „Das zeigt, dass Milch gebraucht wird – weltweit. Wir fordern daher praxisnahe Lösungen, um die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Milchwirtschaft zu erhalten. Andernfalls droht eine verstärkte Verlagerung der Milcherzeugung in Länder mit niedrigeren Umwelt- und Sozialstandards – mit negativen Folgen für die gesamte Branche“, fasst Kohlenberg zusammen.

Das setzt die Milchbauern weiter unter Druck, wie Dr. Kerstin Keunecke von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) in ihrem Marktbericht zur aktuellen Lage der Milch am Weltmarkt und auf EU-Ebene sowie für Deutschland und Niedersachsen darstellte. Die Zahl der Milchviehbetriebe in Niedersachsen schrumpft weiter: 2024 gab es noch 7.400 Betriebe mit 777.777 Milchkühen, während es im Vorjahr 7.700 Betriebe mit 799.000 Tieren waren. Die Blauzungenkrankheit ist ein weiterer Grund für die wenige Milchmenge mit geringeren Fettgehalten, was Auswirkungen auf Markt und Preise hat: Während die teure Butter weniger gefragt ist, steigt trotz ebenfalls erhöhter Preise die Nachfrage nach Käse und Milchfrischprodukten.

„Bei uns Milchbauern kommt davon nicht viel an. Wir brauchen mindestens 50 Cent pro Kilogramm Milch, um die gestiegenen Kosten und Investitionen in Tierwohl und Nachhaltigkeit tragen zu können“, erklärt Kohlenberg. „Wenn die Politik die bürokratischen Anforderungen weiter erhöht, wird Deutschland als Milchproduzent international immer unbedeutender. Die Nachfrage ist da – wir sollten sie bedienen, statt die Tierhaltung auszulagern.“ (LPD 19/2025)